Blog

IMPULS
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Was tun, wenn man sich Sorgen macht?

Viele Menschen fragen sich, wer die Menschen sind, die sich in einem Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz, also in einem sogenannten „Green Team“ einbringen. Und was treibt sie an, sich auf diesem Wege für eine nachhaltige Welt zu engagieren? Und was hält sie motiviert, auch wenn das Thema Nachhaltigkeit aktuell so viel Gegenwind bekommt? Ist es nicht schrecklich, wenn man sich so intensiv mit unseren ökologischen Krisen beschäftigt, und am Ende so wenig bewirkt?

„Ich glaube, dass wir den Gedanken daran, dass wir die Generation sind, die die Welt verkonsumiert hat, und nichts mehr für die übriglassen, die wir eigentlich am meisten lieben, dass wir diesen Gedanken nicht wirklich ertragen können“.

So sagte es einmal der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, einer der Gründer des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Wie kann man da hoffnungsvoll sein?

Tatsächlich ist das gemeinsame Engagement für die Sache, die man liebt, die beste Therapie, um mit dem eigenen Schmerz umzugehen, und um die Hoffnung und Energie hochzuhalten. Für mich als Projektmitarbeiter im Green Teams Netzwerk geht es dabei um 5 Dinge, die mich antreiben:

1) Ich mache meine Hoffnung nicht an einem Ergebnis fest, sondern ich sehe mich als Teil der sozialen Kippunkte, die wir erreichen wollen. Ich verändere die Dynamik, ich verschiebe das Kraftfeld und den Referenzrahmen für alle im System. Damit bin ich immer wirksam, auch wenn es dauert.

2) Ich arbeite nicht für die Zukunft – ich konzentriere mich darauf, die Gegenwart zu verbessern. Denn darauf habe ich Einfluss. Und wenn es mir gelingt, im heute, hier und jetzt die Welt zu verbessern, dann wird sie dadurch auch morgen besser werden.

3) „Die wenigsten von uns haben die Möglichkeit, sich ein neues Wirtschaftssystem auszusuchen“, sagt etwas scherzhaft mal der amerikanische Sozialwissenschaftler Daniel Schmachtenberger. Ich nutze darum die Hebel, den ich habe. „Agency“ heißt das auf Englisch, und es gibt kein vergleichbares deutsches Wort. Ich versuche die Menschen und Organisationen zu beeinflussen, wo das in meiner Macht steht. Und das, was in meiner Macht steht, versuche ich zu nutzen. Und dass meine Macht begrenzt ist, das muss ich akzeptieren; es macht keinen Sinn, sich darüber zu grämen. Ich kann die Welt nicht alleine verändern, auch wenn ich alles gebe. Aber um die Welt zu verändern braucht es alles, was ich geben kann.

4) Ich denke nicht, dass wir „mehr“ tun müssen, um die Welt zu retten. Wie könnten wir jemals noch mehr tun, wir sind doch alle schon am Anschlag. Wie kann mehr Wachstum der Weg aus der Klimakrise sein? Ich suche eher den Weg, wie wir weniger tun können, und damit dann auch nachhaltiger leben. Auch weil „Nachhaltigkeit“ bei mir selbst anfängt und kein Zustand ist, sondern ein Prozess und eine Haltung.

5) Nicht zuletzt ist es die Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die mir unendlich Kraft und Energie und Lebensfreude gibt. Es macht ja keinen Sinn, sich so sehr für das Leben auf diesem Planeten einzusetzen, und das Leben dann nicht zu genießen. Das Leben ist schön. Und am schönsten ist es für uns Menschen in Gemeinschaft. Das Motivationssystem in unserem Gehirn spuckt die meisten Glückshormone aus, wenn wir etwas geben und für andere tun. Deswegen liebe ich diese Arbeit für den Volksentscheid so. Sie macht mich lebendig, sie erfüllt mich mit Sinn, ich gebe und ich bekomme viel, und sie macht mir Spaß.

Gemeinsam zeigen wir, dass gemeinsames Engagement etwas bewirkt.

Tim Riedel